Ist berufliche Freiheit ein Privileg der Selbstständigen?
Meine beruflichen Anfänge
Als ich in meinen ersten Berufsjahren einen neuen Job im Unternehmen antrat, war berufliche Freiheit noch weit weg. Als Anfänger in einer Umgebung erfahrener Fachleute ging es in erster Linie darum, Anforderungen möglichst gut zu erfüllen, grenzenloses Engagement zu demonstrieren und schon gar keine Ansprüche zu stellen. Ich erlebte keine schlechte Zeit. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich hatte nette Kollegen und Vorgesetzte. Die hierarchische Leiter war allerdings steil. Zu denen auf den Sprossen weiter oben, sah ich hoch. Der Druck, Leistung zu zeigen und Erwartungen zu erfüllen, saß mir im Nacken. Allein der Gang zum Schreibtisch des Geschäftsführers ließ mich mit jedem Schritt in seine Richtung kleiner werden. Hoffentlich war er gut gelaunt. Hoffentlich mit der erledigten Arbeit zufrieden. In dieser Zeit sah ich beruflich wenig Spielraum für eigene Bedürfnisse und Interessen. Hauptsache, die Vorgesetzten waren zufrieden. Kennen Sie das auch?
Einschränkende Glaubenssätze
Auf der anderen Seite sehen wir in jedem Unternehmen Kolleg*innen, denen es durchaus gelingt, sich um sich selbst zu kümmern. Sie sagen auch gegenüber Vorgesetzten klar ihre Meinung. Sie setzen Grenzen und ziehen sich spannende Projekte an Land. Schließlich werden sie auch noch befördert. Haben sie einfach mehr Glück gehabt? Sind sie durchsetzungsstärker? Oder kann es auch andere Gründe geben? Tatsächlich sind es oft alte Denkmuster, die uns daran hindern, unsere Freiheit im Unternehmen zu verwirklichen. Glaubenssätze wie „bei der Arbeit muss man eben auch mal die Zähne zusammenbeißen“, „das Leben ist kein Ponyhof“ wurden uns im Laufe unseres Lebens mitgegeben. Sie verleiten uns zu der Überzeugung, dass es in einem angestellten Job einfach dazu gehört, dass Arbeit auch anstrengend sein muss, dass es darum geht, dass Chef oder Chefin zufrieden sind. Freude hat in diesen Denkstrukturen wenig Platz. Anstrengung wird zum Statussymbol. Wer allerdings dauerhaft die Zähne zusammenbeißt, der lässt viele eigene Potenziale ungenutzt. Nur wer das tut, was er kann und liebt, der wird auch seine beste Leistungsfähigkeit erreichen.
Ist berufliche Freiheit nur in der Selbstständigkeit möglich?
Ich habe noch den Tadel eines früheren Kollegen in Richtung seines Mitarbeiters im Ohr: „Wenn Sie alles allein entscheiden wollen, müssen Sie Ihren eigenen Laden aufmachen.“ Ist berufliche Freiheit also nur in der Selbstständigkeit möglich? Nein, ganz und gar nicht. Der Gang in die Selbständigkeit kann für den einen oder anderen ein guter Weg zu einem freien Berufsleben sein. Allerdings wird nicht jeder dort sein Heil finden. Freiheit und Authentizität ist ebenso im Angestelltenverhältnis möglich. Davon bin ich überzeugt. Unsere berufliche Freiheit wird uns allerdings nicht auf dem Silbertablett serviert. Wir dürfen und müssen sie uns holen. Wer weiterhin an alten Glaubenssätzen festhängt, wer glaubt, dass es im Job vor allem darum geht, den Anforderungen einer bestimmten Stellenbeschreibung gerecht zu werden, der wird seine Freiheit nicht finden. Wer daran glaubt, dass Erfolg nur eine Frage von Anstrengung ist, wer sich mit Überstunden und Fleißaufgaben profilieren will, der wird seine Erfüllung schwer finden.
Motivation hat mit Freude und Ich-Sein zu tun!
Gehen Sie los und haben Sie Spaß! Suchen Sie sich Aufgaben, für die Sie brennen und lassen Sie Aufgaben und Arbeitsbedingungen los, die Sie Unmengen an Motivation kosten. Erlauben Sie sich, Ihre Bedürfnisse zu benennen. Nutzen Sie Mitarbeitergespräche, um sich für spannende Projekte ins Spiel zu bringen. Zugegeben, nicht jedem Vorgesetzten „vom alten Schlag“ schmeckt das Thema Veränderung. Nicht jeder Machtmensch wird klaglos ein Stück seiner Macht abgeben. Um sich hier bemerkbar zu machen, um sich durchzusetzen, braucht es Beharrlichkeit, Entschlossenheit und eine respektvolle, aber klare Kommunikation. Wechseln Sie vom zögerlichen „ich könnte mir vielleicht vorstellen“ zum freundlichen, aber zielstrebigen „ich sehe mich in Projekt x/Funktion y“. Beißen Sie nicht ständig die Zähne zusammen, sondern lachen Sie! So wie Sie sind, sind Sie genau richtig. Alles, was Sie brauchen, um gut und erfolgreich zu arbeiten, ist da. Wenn Sie ein eher leiser Mensch sind, versuchen Sie nicht, laut zu sein. Klarheit in Führungsaufgaben ist auch leise möglich. Wenn Sie ein emotionaler Mensch sind, dann seien Sie es. In vielen Bereichen hilft Ihnen genau das weiter. Wenn es Sie erfüllt, andere zu unterstützen, dann suchen Sie sich Aufgaben, in denen genau das gefragt ist. Erkunden Sie Ihre eigene Art zu sein, Ihre Kompetenzen, und halten Sie dann Ausschau, wo genau Sie damit erfolgreich sein können.
Gönnen Sie sich ein individuelles Coaching mit Potenzialanalyse, um Ihre berufliche Freiheit zu finden und durchzusetzen! Ihre Tanja Klußmann, Expertin für Freiheit im Beruf_Leben
Köln, 01. Juni 2021