Sind Sie Sie selbst?

Gerade in stressigen Zeiten lernen wir sie kennen – die natürlichen Verhaltensmuster. Während sich die einen bei Druck zurückziehen, ausgiebig abwägen und überlegen, treten andere die Flucht nach vorne an. Sie reden umso mehr, schimpfen über Probleme und suchen Freud und Leid im Austausch mit anderen. Während wir unser Verhalten im entspannten Alltag durchaus ein Stück weit an die äußeren Erwartungen und Erfordernisse anpassen können, wird es unter Stress deutlich schwieriger, das eigene Verhalten bewusst zu steuern. Mit unserem natürlichen Verhalten fühlen wir uns einfach sehr viel wohler und entspannter.

Das DISC-Modell von Innermetrix, die neueste Interpretation der Forschungen von Dr. Marston und Prof. Dr. Geier, unterscheidet vier Grundmuster des menschlichen Verhaltens:

  1. Dezisiv: fordernd, entschlossen, trifft schnell Entscheidungen, wagemutig
  2. Interaktiv: begeisternd, optimistisch, kontaktfreudig, impulsiv, überzeugend
  3. Stetig: freundlich, geduldig, bedacht, beständig, locker, änderungsscheu
  4. Umsichtig: gewissenhaft, systematisch, kritisch, analytisch, genau

Gelingt es uns, unser natürliches Verhalten zu leben, verlieren wir keine Energie damit, uns anzupassen und ein*e andere*r zu werden. In meinen Seminaren erlebe ich es jedoch oft, dass Teilnehmer*innen sich in Persönlichkeitsanalysen eher extrovertierte Verhaltensergebnisse wünschen. Im klassischen Unternehmen werden Entschlusskraft und „Bühnentauglichkeit“ tendenziell höher bewertet als Geduld, Freundlichkeit und Genauigkeit. So sind Menschen im leistungsorientierten Berufsalltag, unabhängig von ihren natürlichen Mustern, häufig bestrebt, sich möglichst entschlossen und durchsetzungsstark zu verhalten. Ein Adaptieren des natürlichen Verhaltens ist allerdings nicht nur anstrengend, sondern auch leistungsmindernd. Zudem kann Erfolg keineswegs auf bestimmte Verhaltensmuster zurückgeführt werden. Einer großen Studie zufolge sind die Menschen am erfolgreichsten, die sich natürlich verhalten und sich nicht „verbiegen“. Es ist daher wichtig, die eigenen Verhaltensvorzüge nicht nur kennen, sondern auch die eigene Persönlichkeit aus ganzem Herzen anzunehmen. Selbstvertrauen fußt nicht auf extrovertiertem Verhalten, sondern auf Selbstakzeptanz. Auf diese Weise erobern Sie sich ein Stück innerer Freiheit, auch wenn die äußere Freiheit im Moment erneut Einschränkungen unterliegt.

Ihre Tanja Klußmann, Expertin für Freiheit im Beruf_Leben
Köln, 29. Oktober 2020

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