Verbiegen Sie besser Ihren Job als sich selbst

Alleine ist doof. Das merken wir heute mehr denn je. Schon vor Corona bekam ich in meinen Präsenz-Trainings von Teilnehmer auf die Frage, was an ihrem Job besonders schätzten, häufig die Antwort: „Die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen.“ Auch Menschen, die insgesamt wenig an ihrem Job zu schätzen wissen, fühlen sich häufig dennoch wohl im sozialen Netz der Kollegen. Gerade im Moment wird uns bewusst, welche Seiten unseres Jobs wir lieben – und aktuell vermissen – und auf was wir ohne Probleme auf Dauer verzichten könnten. Anstatt nach der Phase von Homeoffice und Kontaktsperre wieder unverändert in die „Tretmühle“ zurück zu kehren, warum nicht jetzt ein paar Weichen für eine motivierende berufliche Zukunft stellen?

In der Routine des Alltags verharren viele in längst als unbefriedigend erkannten Situationen. Wer einen Job antritt, hat in der Regel eine sehr hohe Motivation. Man will alles richtig machen, etwas bewegen, sich beweisen. Man macht sich daran, nach und nach die Fähigkeiten zu erwerben, die der Job erfordert. Dabei stellen wir fest, dass es Themen gibt, die uns liegen und motivieren. Andere Erfordernisse empfinden wir als schwierig. Sie bereiten uns z.B. Stress, langweilen uns oder erscheinen wenig sinnstiftend. Ist der Anteil solcher Aufgaben zu hoch, so sinkt die Motivation. Wir denken sonntags abends schon mit Grauen an die bevorstehende Woche, der Freitag erscheint als Erlösung. Für die allermeisten Menschen ist ihr Job mit all seinen Erfordernissen gesetzt. Sie versuchen sich selbst immer weiter zu verändern, um ihrer beruflichen Rolle bestmöglich gerecht zu werden. Der Preis: Sie geben nicht selten die eigene Persönlichkeit mit deren Bedürfnissen und Potenzial auf. Dieser Prozess führt zu Stress, geringerer Leistungsfähigkeit und Unzufriedenheit.

Warum verbiegen Sie nicht lieber Ihren Job als sich selbst? „Das Leben ist kein Ponyhof“ möchte man einwenden. Wer kann sich schon immer die schönen Aufgaben raussuchen und die ungeliebten ablehnen? Wir wollen ja nicht zu „Cherry-Pickern“ werden. Ich gebe zu: Von jetzt auf gleich ist eine solche Veränderung schwierig. Das kann nur ein Prozess lösen, der Schritt für Schritt erfolgt. Was für den einen die „Cherry“ ist, kann für den anderen eine „Nervaufgabe“ sein. Zum Glück sind wir alle ganz eigene Persönlichkeiten mit individuellen Talenten und Bedürfnissen. Wir benötigen für solche Optimierungen auch zweifellos Mut, Flexibilität und Beharrlichkeit, um sich zu empfehlen, einzubringen, umzuorganisieren, zu verändern. Wenn sich dabei herausstellt, dass Job und Person kaum gemeinsame Schnittmengen haben, kann manchmal auch ein Bereichs- oder Jobwechsel ratsam sein. Häufig ist aber schon im bestehenden Job viel mehr Entwicklung möglich als wir zunächst annehmen. Eine fundierte Potenzialanalyse kann Sie und auch ihr Team dabei unterstützen, individuelles Potenzial mess- und greifbar zu machen. Wenn es gelingt, dass im Team alle zu großen Teilen die Aufgaben übernehmen, die sie gerne und gut tun, dann werden Mitarbeiter und Chefs gleichermaßen davon profitieren. Die Mitarbeiter, weil sie sich freier, zufriedener und entspannter fühlen. Die Chefs, weil sie eine bessere Leistung, mehr Kreativität, Eigeninitiative und geringere Krankenstände erhalten.

Also… denken Sie mal darüber nach. Vielleicht haben Sie gerade jetzt die Zeit und den notwendigen Abstand dazu.

Ihre Tanja Klußmann, Expertin für Freiheit im Beruf_Leben
Köln, 24. April 2020

 

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